Die letzten Monate haben mir gezeigt – offensiver Umgang hilft, auch wenn es manchmal schwer ist. Du kennst das als betroffene Person ja: Ein Gipsarm kommuniziert Deinem Gegenüber recht unmissverständlich: „Aufpassen, Arm kaputt“. Für die Menschen an der „Krankheit mit 1.000 Gesichtern“ erkrankt, gilt aber oft, daß es eben nicht so offen erkennbar ist. Kaum jemand sieht, wie mühsam die einfachsten Dinge für Dich sein können. Ich für meinen Teil habe meine Situation akzeptiert, was nicht bedeutet, daß ich manchmal schreien will, weil $Dinge, bzw. mein Körper nicht so funktionieren will, wie ich es gerade gerne hätte.
Der offene Umgang hilft, weil Menschen beginnen nachzudenken – und die, die es nicht tun, hätten es auch sonst nicht getan. Also verlierst Du nichts, aber Du nimmst Dir viel Druck. Druck, den Du Dir selber machst, weil Du versuchst, Deine Einschränkungen so gut es geht zu verbergen. Und MS-Erkrankte wissen: Jeder zusätzliche Druck mündet in Stress und Stress ist ganz schlecht. Immer.
Stress ist ganz schlecht. Immer.
mspositiv.de
Es wird auch Menschen in Deinem Umfeld geben, die damit nicht umgehen können oder wollen, oder die sich nicht im Klaren sind, ob sie Dich Dinge fragen können oder sollen. Im Arbeitsbereich gibt es ganz viele Unsicherheiten, „was man fragen darf“ und was nicht, speziell im internationalen Umfeld. Ich habe bisher ganz gute Erfahrungen gemacht, meinem Team Informationen „ungefragt“ zur Verfügung zu stellen. Im Dialog erwähnt, wie gut oder schlecht man zum Beispiel mit der Fatigue zurecht kommt, und ob man darunter leidet oder nicht, gibt den Kollegen den Kontext, der ihnen manchmal fehlt. Und bevor sich etwas zusammengereimt wird, trage ich lieber selber Sorge dafür, daß die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, wissen, was mich umtreibt, was ich kann und was mir schwer fällt. Erwarte keine informierten Rückfragen, wie es unter „Wissenden“ passieren würde, bedenke, daß die Unsicherheit gross ist, wie oben erwähnt.
Sei mutig und gehe offen mit Deiner Erkrankung um. Nicht immer bekommst Du zurück, was Du gerne hättest, aber unter dem Strich ist es viel weniger Stress, und je weniger davon, desto besser.
Mir ist sehr bewusst, daß das Obige sehr vereinfacht ist. Es ist meine Situation und nur meine. Vielleicht hast Du gute Gründe, Deine Einschränkungen verbergen zu wollen und es ist alleine Deine Entscheidung das zu tun oder zu lassen. Meine Erfahrungen sind gemischt, aber tendieren eher dazu meine gefühlte Position zu verbessern. Ja, das Arbeitsrecht erlaubt Dir, zum Beispiel im Bewerbungsprozess Deine Erkrankung als „Privatsache“ für Dich zu behalten, ob das sich aber am Ende auszahlt, musst Du für Dich entscheiden.
Vergiss nicht: Du bist nicht alleine.